Andy
Ich stelle mich hinter Sharon und küsse ihren Haaransatz von oben.

"Willst du allein mit ihnen reden oder soll ich bei dir bleiben? Nicole ging auch nicht ran aber sie wird sicher bald zurück rufen."

Ein lautes seufzten entkommt mir und ich reibe meine Stirn.

"Denkst du Ricky und Emily sind sauer weil du nichts gesagt hast oder weil ich es bin?"

Sharon

"Wenn du magst, hätte ich dich gerne dabei!" Ich lege meine Hand auf seine und lehne mich an ihn an.
"..sie werden sauer sein, weil ich nichts gesagt habe und weil Jack wieder alles verschlimmert hat mit seiner verdrehten Darstellung der Dinge...." Ich schüttel traurig den Kopf und warte auf eine Antwort.

Andy
Ich fange an leicht Sharons Schultern zu massieren.

"Deine Kinder kennen dich und sie kennen Jack. Sie werden es verstehen, da bin ich mir sicher."

Ich küsse ihren Kopf und plötzlich ertönt eine Stimme vom Bildschirm. Ich sehe Rickys Gesicht im Videochat und kann sagen, der Junge sieht nicht erfreut aus.

Ricky
Toll, da ringe ich mich durch und nehme den Chat an und was sehe ich? Flynn ist dabei.

"Sorry Mum, störe ich?"

Meine Stimme ist kalt und distanziert.

Sharon

"Ricky...." Ich lehne mich nach vorne.
"Nein......natürlich stört du nicht!" Ich senke kurz den Blick und dann öffnet sich das nächste Fenster. "Emily.....es ist schön euch beide zu sehen. Und ich weiß ihr beide seid sauer......" Ich drehe mich zu Andy um und ziehe ihn auf den Stuhl neben mich.
"Aber lasst mich....uns es erklären!" Unter dem Tisch nahm ich Andys Hand, ich wusste das die beiden das jetzt nicht sehen wollten, aber ich wollte Andys Halt und ihm Halt geben. Immerhin musste er sich hier meinen Kinder gegenüber rechtfertigen.
"Bevor ihr etwas sagt, lasst mich eines klar stellen, wir wollten es euch sagen, wirklich. Wir wollten euch mit Nicole zusammen zum Essen einladen, damit wir euch alles persönlich und in Ruhe erklären können. Aber....leider ist euer Vater mir zuvor gekommen."
Ich streiche mir mit meiner Hand durch die Haare.
"Das mit Andy und mir geht erst seit einer kurzen Weile und erst vor ein paar Tagen ist es etwas Ernstes geworden...." Ich hörte auf zu reden und sah auf den Bildschirm und die Gesichter meiner Kinder. Es brach mir das Herz und ich kämpfte mit meinen Tränen.

Andy
Ich spüre Sharons zittrige Hand und umschließe sie fest mit meinen, dass war wohl der einzige Halt, den ich ihr gerade geben konnte. Ich sehe in die Gesichter von Ricky und Emily. Mir fällt es schwer Emilys Ausdruck zu deuten aber bei Ricky kann ich den Zorn sehen, mit dem er mich anzieht. Verdammter Jack Raydor, wer weiß was er den Kindern alles gesagt hat.

Ricky
Ich hasse es wenn meine Mum anfängt zu weinen, viel zu oft musste ich es als Kind sehen. Natürlich weiß sie es nicht, sie wollte immer stark sein für uns Kinder aber wie oft habe ich sie spät Abends weinen hören. Damals war mein Dad schuld und ich will verdammt sein, wenn ich zulasse das wieder ein Trinker ihr Leben zerstört. Und egal wie nett und vernünftig Flynn erscheinen mag....ein Trinker bleibt ein Trinker. Mein eigener Vater ist das Paradebeispiel.

"Mum, du verstehst nicht. Ich für meinen Teil bin nicht sauer weil du nichts gesagt hast sondern wegen......naja............hast du nach Dad nicht gelernt? Wieso um Teufel lässt du wieder einen Süchtigen in dein Leben?"

Sharon

"Ricky, nein.....Gott, ich verstehe wieso du so denkst. Aber Andy...." Ich sehe zu ihm rüber und wische mir dabei eine Träne Weg, die meine Wange hinunter läuft und drücke seine Hand.
Ich sehe wieder zum Bildschirm. "Ja, Andy war Alkoholabhängig und dazu steht er auch und es nagt immer noch sehr an ihm, das könnt ihr mir glauben. Aber er ist seit so vielen Jahren trocken, er kämpft und ich bitte euch ihn nicht mit euerm Vater zu vergleichen, denn das kann man nicht. Andy hatte damals eine sehr schwere Zeit, ich weiß das ist keine Entschuldigung, oder macht es nicht besser. Aber er hat sich geändert, er ist stärker geworden und wenn ihr ihn richtig kennen würdet, dann würdet ihr sehen was für eine liebevoller und gutherziger Mensch er ist und das er jeden Tag erneut stark ist, ohne sich anstrengen zu müssen." Ich halte mir die Hand vor den Mund, da meine Tränen nun überhand nehmen und jch wende mein Gesicht zur Seite, vom Bildschirm und Andy weg.

Emily

Mir schmerzt das Herz, als ich meine Mutter so sehe. Ich wusste das Andy ein toller Kerl war und eindeutig viel stärker war als es mein Vater war, aber trotzdem hatte ich Angst, das sie den gleichen Fehler...nein, das ihr wieder so weh getan werden würde.
"Mom, bitte hör auf zu weinen!" Auch mir liefen ein paar Tränen über die Wange.
"Andy, bitte versteh das nicht falsch, ich meine ich habe Sie........dich schon ein paar mal gesehen und ich weiß das du ein guter Kerl bist, nur......wir haben einfach Angst um unsere Mom. Unser Dad hat ihr einfach schon zu oft weh getan....sie enttäuscht und.....sie schien nie richtig glücklich gewesen zu sein....."

Andy
Ich lehne mich etwas vor um einen besseren Blick auf Emily zu bekommen.

"Ich kann euch verstehen, dass tue ich wirklich aber ich bin seit fast 20 Jahren trocken, ich besuche regelmäßig AA Treffen und ich.........ich liebe eure Mutter. Ich würde ihr nie wehtun."

Ich lege meinen Arm um Sharons Schulter und ziehe sie etwas zu mir. Ich flüstere ihr zu.

"Hör auf zu weinen Liebling, es wird schon alles gut."

Ricky
Meine Augen verengen sich und ich verschränke die Arme vor der Brust.

"Klingt alles super Flynn aber wissen Sie wie oft wir Versprechen gehört haben wie Ihres? Mein Dad hat immer was versprochen und nie gehalten, die liebliche Mutter von Rusty ist eine Süchtige und ihre Versprechen sind auch nur leere Worte, also wieso sollen wir Ihnen glauben?"

Sharon

Ich lasse mich von Andy in den Arm ziehen und lege meinen Kopf auf seine Schulter, mein Gesicht jedoch ist von der Kamera weg gedreht. Rickys Worte waren so kalt und seine Stimme noch kälter. Ich konnte ihn ja verstehen, aber es ging hier nun einmal um Andy und da konnte ich ihm nicht zustimmen, was er sagte.
Vorsichtig löste ich mich von Andy und sah wieder auf den Bildschirm.
"Ricky, ich weiß das du was dieses Thema angeht sehr empfindlich reagierst, gerade wenn es um die Familie geht und das ist in Ordnung, nur Andy ist weder Jack, noch Sharon Beck. Er hat im Gegensatz zu den Beiden einen Weg gefunden, einen Grund zum Kämpfen. Menschen können sich ändern, mein Schatz. Ich habe mich auch geändert......Andy macht mich glücklich, wirklich. Ich kenne ihn jetzt schon so viele Jahre und ich weiß wie er ist, ich weiß das er den Alkohol keinen Schritt mehr entgegen treten wird. Das weiß ich einfach." Ich sehe von einem zum anderen.

Emily

"Ach Mom, ich meine ich freue mich für dich,....für euch. Es ist einfach nur so verdammt schwer über all das hinweg zu sehen...."

Andy
Der Junge hat wirklich einen wunden Punkt getroffen. Es wird wohl immer so sein...einmal süchtig immer süchtig. Wie könnte ich ihm seine Einstellung auch übel nehmen? Mit Vorbildern wie Jack und der guten Miss Beck, da stehe ich wirklich nicht in bester Gesellschaft. Ich seufze und schaue auf den Bildschirm.

"Ich bin nicht mehr der Mann der ich vor 20 Jahren war und der will ich auch nie mehr sein. Glaubt mir, ich habe einmal alles verloren was ich liebte.....das passiert mir nicht wieder."

Ricky
Ich sehe wie ernst es meiner Mutter ist und wie tief die Gefühle für Flynn sind. Vielleicht hat er eine Chance verdient? Eine Chance...ja, einen Freifahrtschein...nein.

"Ich will das du glücklich bist Mama und auch wenn ich mir wirklich nicht sicher bin, ob Flynn die beste Wahl ist.....sorry für die Ehrlichkeit, so muss und werde ich wohl deinen Entschluss akzeptieren müssen. Aber Flynn, ich werde Sie im Auge behalten."

Sharon

Ich schließe kurz die Augen.
"Danke, Ricky. Es bedeutet mir viel, das du es versuchst. Ich versichere dir, es wird nicht wie mit deinem Vater, nicht im entferntesten. Ich liebe euch beide, von ganzem Herzen. Ich wollte euch damit nicht verletzten...wirklich nicht. Und ich bin in guten Händen. Glaubt mir das bitte."

Emily

"Schon gut, Ma! Du kannst nichts dafür. Die Vergangenheit ist nicht deine Schuld. War es nie und das wissen Ricky und ich, bitte vergiss das nicht. Und wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch. Keiner hat es mehr verdient als du......es freut mich, das du endlich jemanden gefunden hast, der dir anscheinend das zu geben, was du brauchst. Andy.....Pass auf unsere Ma auf und verspielt dir diese Chance nicht. Wenn du sie liebst, dann weißt du wie sehr man sie schützen will."


Sharon

"Auf die Gefahr hin, das ihr wieder sauer werdet, muss ich euch aber noch etwas sagen. Als euer Vater mich heute Morgen angerufen hat............ich bin ziemlich sauer geworden, bin kurzer Hand zu ihm gefahren und habe ihn......ich habe ihm eine verpasst. Aber wir haben geredet......."

Andy
Ich atme auf, ich bin so froh das auch Ricky mir eine Chance geben wird. Es wird sicher lange dauern bis er mir vertraut aber diese Zeit werde ich dem Jungen geben.

"Danke Ricky und Emily, ich enttäusche euch nicht.....sicher nicht."

Ricky
Ich ziehe die Augenbrauenhoch und glaube nicht was Mutter gerade gesagt hat. Sie hat Dad geschlagen? Echt jetzt?

"WAS? Ma, das kann nicht sein....ich meine.....du?"

Ich bin nicht wütend auf sie aber ich fühle mich als hätte mich ein Zug überfahren. Nie hätte ich ihr so etwas zugetraut. Doch dann erinnere ich mich an Dads Worte und ich habe ein seltsames Gefühl.

"Deswegen hat Dad angerufen und war so aufgebracht. Mama, bitte was genau hast du zu Dad gesagt? Ich habe gerade ein ganz mieses Gefühl."

Sharon

Mein Gesicht wird von Moment zu Moment ernster und verwirrter.
"Was meinst du mit aufgebracht?" Ich setzte mich aufrechter hin und erzählte dann in Kurzfassung.
"Nachdem ich mich beruhigt hatte, entschuldigte er sich für alles....ich habe ihm gesagt er solle einen Entzug machen, regelmäßig die AA Treffen besuchen und wenn ich so weit bin, würde ich mich von euch über seinen Zustand informieren lassen..." Ich sah zu Andy und wusste das ihm das nicht gefallen würde. Ich nahm seine Hand in meine und sah ihn entschuldigend an.
"Aber wieso hat er dich angerufen, was hat er gesagt und....Ricky....?! Was hat er gesagt?"

Ricky
Ich wurde panisch und reibe mit meinen Händen über mein Gesicht.

"Verdammt, ich glaube Dad will sich was antun Mama. Er weinte am Telefon und hat sich für alles entschuldigt und....und ich soll Emily sagen das er sie liebt. Ich habe ihn noch nie so gehört. Ich blöder Idiot, warum habe ich nicht früher reagiert."

Ich atme tief durch und versuche meine zitternden Hände ruhig zu halten.

"Wenn Dad sich wirklich was antut, ist es meine Schuld.....ich hätte gleich reagieren müssen. Ich...oh mein Gott......"

Sharon

Ich griff sofort nach meinem Handy, schob mit Schwung den Stuhl weg, als ich aufstand und versuchte Jack zu erreichen.
"Mailbox, shit!" Ich hielt mir die Hand gegen die Stirn.
"Nein, Ricky, du bist an nichts Schuld. Ich werde nach eurem Vater sehen.....!" Sage ich schnell in die Kamera und versuche dann noch einmal, doch schon wieder nur die Mailbox.

Emily

Ich hatte das Gefühl im falschen Film zu sein.
"Oh Gott......" Ich atmete tief durch und sah dann Andys enttäuschten und gleichzeitig besorgten Blick.
"Andy...?! Andy!" Lenke ich seine Aufmerksamkeit auf mich. "Auch wenn das gerade nicht angebracht ist. Sie tut das für uns, sie würde nie zurück zu unserem Dad gehen, glaub mir. Er ist nur noch ein Teil ihres Lebens, wegen uns."
Dann versuche ich es auf dem Festnetz.
"Er geht nicht ran, Mom!"

Sharon

Ich laufe zurück zum Laptop, nachdem ich meine Schlüssel geholt habe.
"Wir bleiben in Kontakt, ich liebe euch...."
Dann sah ich zu Andy und gab ihm einen Kuss, ja vor der Kamera.
Fragend sehe ich ihn an, ob er mit kommt oder hier bleiben würde.

Andy
Das darf doch alles nicht wahr sein. Raydor du dummer Idiot, aber ich glaube Ricky hat recht. Wenn ein Mensch der Überzeugung ist, alles verloren zu haben gibt es für diese Menschen oft nur die Flucht in den Tod. Ich höre Emilys Worte und lächle die junge Frau an.

"Ist schon ok Emily, ich verstehe das. Und keine Sorge ich passe gut auf eure Mutter auf. Und Ricky, nichts von dem ist deine Schuld....vielleicht geht es dem alten Kerl auch gut. Kopf hoch Kinder, ich fahre mit eurer Mutter zu ihm und wir halten euch auf den laufenden."

Ich sehe wie Sharon zurückkommt und sichtlich nervös ist und das wieder wegen Jack. Sie gibt mir einen kurzen Kuss und sieht mich fragend an.

"Komm, ich habe Ricky und Emily schon gesagt das ich mitfahren werde. Gib mir die Schlüssel, ich fahre. Du bist noch zu aufgeregt."

Ich drücke meine Lippen an ihre Stirn und nehme dann ihre Hand in meine und ziehe sie mit mir zur Tür. Ich rufe noch einmal zu den Kindern.

"Keine Panik Leute, ich bin sicher es ist alles ok."

Und das schlimme war, ich glaubte mir gerade selbst nicht.