Sharon
Ich bin dankbar, das Andy das Wort auch an sich nimmt. Er scheint die richtigen Worte gefunden zu haben.
Alle, fast alle nicken um und zu signalisieren, das sie verstanden haben. Und wohl auch akzeptierten.
Mein Blick bleibt bei Provenza hängen, der uns den Rücken zugedreht hat.
"Lieutenant?" Frage ich und warte auf eine Reaktion.

Andy
Sharon hat offenbar auch den Missmut von Provenza bemerkt, ich will gerade auch etwas zu Provenza sagen, also ich Julio höre.

"Sir, kann ich Sie bitte kurz sprechen? Alleine!"

Ich sehe skeptsich zu Julio und nicke.

"Sicher, dann im Pausenraum?"

Julio nickt nur und geht voran. Ich werfe Sharon noch einen nichts-wissenden-Blick zu und gehe ihm nach. Als wir im Pausenraum sind, dreht sich Julio zu mir um und guckt immer noch streng oder sogar verärgert.

"Darf ich offen sprechen Sir?" fragt mich Julio und ich weiß nicht auf was das hinaus laufen wird.

"Sicher, was gibt es?"

"Was bedeutet ihn diese Abteilung mit all diesen Menschen hier?"

Ich sehe Julio verwirrt an und verstehe nicht was er damit zu sagen versucht, doch bevor ich etwas sagen kann, spricht er weiter.

"Ich kann Ihnen sagen, was es mir bedeutet. Diese Leute da draußen, sind wie eine Familie für mich. Und ich will das diese Familie durchs nichts zerstört wird. Verstehen Sie mich nicht falsch Sir, aber ich will niemanden etwas unterstellen aber wie schnell kann aus Freundschaft mehr werden!"

Ich atme tief durch und verstehe langsam was sein Problem ist.

"Sie denken also wenn Shar....der Captain und ich mehr als nur befreundet wären, würde das das Team zerstören?"

"Nein, aber es wäre möglich. Glauben Sie wirklich man kann privates oder berufliches immer trennen? Ich denke nicht."

"Hören Sie Julio, ich verstehe Ihre Sorge aber noch gibt es nicht zu sorgen."

Sagte ich gerade 'noch'?

Sharon

Verwundert sah ich den beiden hinterher.
Wendete mich dann aber wieder ans Team.
"Also wenn es noch Fragen oder irgendwann Anmerkungen geben sollte. Können Sie gerne auf mich zurück kommen. Ich möchte nicht das irgendwelche Missverständisse entstehen."

Ich mache eine kurze Pause.
"Lieutenant, würden Sie mich bitte in mein Büro begleiten?" Sage ich und sehe Louie von der Seite an.
Als ich merke, das er verstanden hat, gehe ich in mein Büro.

Andy
Ich beobachte wie Julio hin und her läuft und ich weiß, dass er noch etwas auf dem Herzen hat.

"Kommen Sie Julio, spucken Sie es aus. Sie wollten mit mir reden, also reden wir."

"Fein, wie ich Ihnen bereits gesagt habe, sehe ich dieses Team als meine Familie. Eine Familie kümmert sich um einander, dass sehe ich jedenfalls so. Der Captain ist ein Teil davon und ich weiß nicht sehr viel über ihr Privatleben aber von dem was ich gehört habe, hat sie viel durchgemacht. Ich will einfach nur....wie sage ich es?"

Ich sehe wie Julio nach den passenden Worten sucht und spricht leise weiter, als er an mir vorbei geht.

"Sein Sie einfach gut zu ihr ok?"

Dann verlässt Julio den Raum und schon wieder bin ich allein hier, ich sollte beleidigt sein weil Julio mir anscheinend einiges zutraute aber ich bin es nicht. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich eine Zeitlang auch einen großen Date-Verbrauch.

Provenza
Das fehlte mir auch noch, eine Standpauke vom Captain und dann auch noch bevor ich meinen zweiten Kaffee hatte. Ich werfe mein Kreuzworträtsel auf meinen Tisch und gehe zum Büro vom Captain. Ich klopfe kurz und trete dann ein. Was mache ich jetzt? Warte ich auf eine Standpauke wegen mein benehmen am Arbeitsplatz oder ergreife ich das Wort? Warum nicht? Immerhin habe ich nichts falsch gemacht.

"Bevor Sie etwas sagen, jajaja ich weiß ich habe ein grässliches Benehmen gegenüber meiner Vorgesetzten, aber das dürfte ja nichts neues mehr sein. Also, lassen Sie mich ganz kurz erklären wo mein Problem liegt."

Ich setzte mich auf einen der Stühle vor ihrem Schreibtisch.

"Wissen Sie Captain, Ihr Privatleben ist nicht meine Sache aber Flynn ist es. Der Blödmann ist mein bester Freund und das schon seit vielen Jahren. Ich habe gesehen wie Beziehungen am Arbeitsplatz enden. Ich denke da an Gabriel und Daniels, zuerst die große Liebe und dann kracht es und die Welt steht Kopf."

Ich seufze und reibe mir dir Stirn.

"Hören Sie, Flynn ist ein Dickkopf und auch ein harter Kerl, aber innerlich ist er ein Mann der sehr verletzt wurde. Er hat sein Leben super gemeistert und doch muss er heute noch zu AA Treffen gehen. Ich will meinen Freund nicht am Abgrund sehen. Flynn hat sehr sehr viel für Sie übrig und ich bitte Sie nur, dass alles genau zu überdenken. Noch sind Sie beide Freunde aber ein blinder sieht, dass dort mehr ist."

Sharon

Als mir Louie ins Büro folgt, setze ich mich auf meinen Stuhl und will gerade etwas sagen. Bemerke jedoch, das Louie bereit ist selbst anzufangen, Ich höre ihm aufmerksam zu, ehe ich anfange zu reden.
"Hören Sie, Lieutenant....Louie!" Ich nannte ihn das erste Mal bei seinem Vornamen.
"Wie Sie heute mit bekommen haben und es sicherlich auch schon vorher wussten ist mein Leben auch kein Paradies, war es nie."
Das wollte ich ihm nur kurz gesagt haben, bevor ich auf Andy zu sprechen kam.
"Ich weiß das Andy ziemlich viel hinter sich gelassen hat. Und ich weiß das er es nicht leicht hatte. Ich meine ich kenne die Probleme selber, ich habe sie am eigenen Leib gespürt. Und glauben Sie mir, das letzte was ich will ist Andy in irgendeiner Art zu verletzten." Eigentlich müsste ich sauer auf Provenza sein und ihn für das was er mir sozusagen durch die Blume an den Kopf geworfen hat leiden lassen. Aber das tat ich nicht.
"Ich weiß das er Ihr bester und ältester Freund ist und ich schätze diese Freundschaft sehr. Ja, mehr als sie vielleicht glauben." Ich blicke ihn voller Ehrlichkeit an.
"Mir ist bewusst das es sehr schnell nach hinten los gehen kann. Aber dieses Team, diese Leute, Sie alle sind mein Team, meine Familie und für jeden einzelnen würde ich durchs Feuer gehen, ob gut befreundet oder nicht. Und das sind Andy und ich, ob Sie das glauben wollen oder nicht. Zwischen uns läuft nichts. Aber ich weiß Ihre Sorgen zu schätzen und danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit!"

Provenza
Sind beide wirklich so blind oder denken sie ich wäre nicht ganz beisammen? Ich frage mich wirklich ob die beiden sich im klaren darüber sind, dass es eben nicht länger nur Freundschaft ist oder zumindest bald sein wird.

"Fein, ich gehe aber eines werde ich Ihnen noch sagen Sharon. Ich weiß das sie auch viel hinter sich haben und auch nicht mehr verletzt werden wollen, ebenso wie Andy. Aber sehen Sie nicht, dass genau das die Sache so gefährlich macht? Ich habe meine Bedenken geäußert, der Rest geht mich nichts mehr an. Ich hoffe nur, dass ich nicht derjenige sein werde, der zwischen die Fronten gerät. Ich will weder die Scherben von Andys gebrochenen Herz wegfegen.....noch Ihre. Also reißen Sie sich beide zusammen wenn es soweit ist, dass aus dem nur Freunde-Ding mehr wird."

Und das wird passieren, denke ich und verlasse das Büro.

Sharon

Ich sah ihm hinterher und obwohl die Situation nicht gerade die Beste war und ich mir schon gedacht habe, dass nicht alle einfach unsere Erklärung der Dinge so hinnehmen würden, war ich dankbar für diesen Moment.
Das Team stand immer und für jeden ein, ob es sich nun gut anfühlte, oder weniger gut. Aber dennoch verstand ich nicht ganz, wieso alle meinten das mehr zwischen Andy und mir war. Das war es nicht und wir mussten es ja nun am Besten wissen.
Als Louie gerade aus meinem Büro geht, kommt Julio den Gang entlang.
Schnell erhebe ich mich von meinem Stuhl und fange ihn noch auf einem etwas ruhigen Stück des Flures ab, wo die anderen uns nicht sehen können.
"Ist alles in Ordnung, Julio?" Frage ich und sehe ihn besorgt an.
"Wenn Sie etwas belastet, möchte ich das Sie sich wohl dabei fühlen, mit dir darüber zu sprechen!" Verdeutliche ich ihm, ohne ihn zu bedrängen.

Julio
Ich gehe grübelnd zurück in Richtung Murderroom, als die Lady des Tages plötzlich vor mir steht. Eines konnte ich nie gut und das war meine Emotionen zu verstecken. Ich sehe mich kurz um und bin froh, dass niemand weiter da ist.

"Ja Ma'am, mir geht es gut danke. Ich hatte nur gerade ein kurzes Gespräch mit Leutnant Flynn."

Ich weiß, dass sie sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben würde.

"Es ging um den Vorfall mit Ihrem Exmann, dass war schon...puuhhh...naja eine seltsame Situation."

Ich möchte nicht zu viel sagen, weder will ich mich in Verlegenheit bringen noch sie.

"Sie wissen hoffentlich, dass das ganze Team hinter Ihnen steht sollte er nochmal auftauchen."

Ich denke an den Tag zurück, an dem ich wegen meiner Verletzung den ersten Tag wieder hier war. Die herzliche Umarmung hat mich zwar überrascht aber auch zutiefst berührt. Nie wurde ich so von einem Kollegen Willkommen geheißen. Auch das sie mich nach meinen vielen Wutausbrüchen nicht hat fallen lassen, lässt mich zu ihr aufsehen.

Sharon

Julio war schon immer irgendwie mein kleiner Liebling gewesen, egal wie impulsiv er war.
Leicht lächelnd sehe ich ihn an.
"Das weiß ich sehr zu schätzen, Julio. Wirklich..und ich bin durchaus dankbar für diese Gruppe von Menschen. Für jeden einzelnen!"
Ich lege meine Hand auf seine Schulter.
Irgendwie überkommt es mich und ich muss ihn mit einer sanften Umarmung an mich drücken.
Bei Julio wurden manchmal mütterliche Gefühle wach.
Aber um ihn nicht in Verlegenheit zu bringe, löse ich mich wieder von ihm.
Bevor ich mit ihm zurück zu den anderen ging, schenkte ich ihm noch ein weiteres Lächeln.

Ich lehnte mich an Andys Schreibtisch und beobachtete mein Team von hier aus.
Es war unglaublich wie jeder einzelne mir so verdammt ans Herz gewachsen war.

Andy
Ich brauche einen Moment für mich allein, bevor ich wieder zurück gehe zu den anderen. Zuerst Jack, ok jeder weiß er ist ein dummer Idiot aus dessen Mund nur Bullshit kommt, dann Provenza und nun auch noch Sanchez. Langsam frage ich mich wirklich, wie meine Beziehung zu Sharon auf die Außenwelt wirkt. Ich meine sogar Rusty scheint mehr zu vermuten. Wenn ich an das letzte Weihnachten denke und seine Schilderung über unserer Beziehung für Nicole, dann höre ich noch seine spöttischen Worte. Ich bin nur froh, dass Amy, Buzz und Mike sich wenigstens raushalten, obwohl ich mir fast denke dass von Sykes noch was kommen wird.

Ich verstehe den Wirbel nicht und alles nur weil ein betrunkener Schwachkopf ein paar dumme Kommentare von sich gibt. Soll ich mir das Wort Freunde auf die Stirn tätowieren? Ich gebe ja zu, dass mir schon der eine oder andere Gedanke kam, welcher nicht gerade eine Freundschaft beschreiben würde.

Plötzlich sehe ich ein Bild vor meinem inneren Auge, es war der Tag an dem wir das erste Mal im Kino waren und Sharon diese unglaublich Figurbetonte Jeans trug und ich dachte nur...........! Nein, verdammt halt! Freundin, nur eine Freundin. Ich schlage mir ein paar mal mit der flachen Hand an die linke Schläfe, als könnte ich so dieses Bild heraus schlagen. Manchmal bin ich echt ein Idiot.

Ich stehe auf und verlasse den Pausenraum, sofort begebe ich mich zurück in den Murderroom und hoffe meine Arbeit wird mich ablenken. Weit gefehlt! Sharon steht an meinem Schreibtisch und hat sich in einer Art und Weise dagegen gelehnt, die mir nicht gerade hilft meine Gedanken ins reine zu bringen. Ich setzte mich hin und versuche mich auf meinen Schreibkram zu kümmern und es fällt mir gerade so unsagbar schwer.

Sharon

Immer wieder blicke ich zu dem Flur, auf dem Andy vorhin verschwunden war.
Sollte ich vielleicht...nein. Bloß nicht wieder irgendwelche Gedankenanstöße geben. Oh man würde das jetzt immer so laufen? Das ich mir Gedanken machen musste, wie ich mich Andy gegenüber verhalte? Nein! Das war Schwachsinn.
Während das Team über eine belanglose Sache diskutiert, stand ich immer noch an Andys Schreibtisch und beobachte das Getummel.
Es war schön einfach nur dar zu stehen und die Leute zu beobachten, die dein Leben jeder Zeit zu jeder Sekunde beschützen würden.

Einen kurzen Augenblick später, kam Andy auch wieder.
Ich versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten, aber es fiel mir schwer.
Er sah mich nur kurz an und setzte sich dann an seinen Tisch.
Ich stand nun seitlich neben ihm und drehte meinen Kopf dann zu ihm rüber.
"Alles ok?"

Andy
Ich muss mich verdammt nochmal zusammen reißen, was mir aber schwer fällt wenn sie so dicht bei mir ist. Ich fasse an mein Ohr und hoffe es wird etwas helfen, in der Vergangenheit tat es das aber vielleicht war das auch alles nur Einbildung.

"Ja sicher, alles ok. Der Tag war einfach etwas durcheinander."

Ich gehe wieder an die Arbeit oder tue wenigstens so, eigentlich krame ich auf meinem Schreibtisch nach meinem Handy und tippe eine Nachricht für Sharon.

*Ich weiß selbst, dass ich neben dir sitze aber ich dachte es wäre gerade jetzt nicht sehr klug zu fragen ob unser Abendessen noch steht.*

Ich schicke den Text ab und werfe einen grinsenden Blick zu ihr.

Sharon

Mein Handy vibriert und ich schaue auf das Display.
Mit meinem typischen leicht lächelnden Sharon Raydor Blick sehe ich ihn an.
Dann sehe ich wieder auf mein Handy und tippe eine Nachricht zurück. Ich fühlte mich wie ein Teenager.

*Für mich hat sich an der Planung nichts geändert. Du kannst so ein süßer Idiot sein!* ich schmunzel, als ich die SMS absende.

Wieder sehe ich zum Team hinüber, die uns gar nicht beachteten. Ein Glück! Dachte ich für eine Sekunde.

Andy
Himmel, ich bin vernarrt in ihr Lächeln. Ich sehe das sie auch eine Nachricht schreibt und schaue dann erwartungsvoll auf mein Handy. Ich benehme mich manchmal wie ein Schuljunge, leider gab es damals noch keine Handys, dass hätte mir vielleicht viele peinliche Gespräche erspart. Als endlich mein Handy vibriert, lese ich die Nachricht und muss noch mehr grinsen als zuvor. Süß? Sie findet mich wirklich süß? Ich werfe ihr einen verstohlenen Blick zu und schreibe ihr noch einmal.

*Ich kann noch viel süßer sein, sogar ohne dabei ein Idiot zu sein. Ich freue mich sehr.*